Spätes Aufblühen am Gipflerhof
„Vorher war ich drei Jahre lang in einem Pflegeheim und 15 Jahre in der mobilen Hauskrankenpflege tätig. Als aber die Minutenabrechnungen eingeführt wurden, hat mich das massiv gestört. Wir sind kaum mehr zum Reden gekommen, weil ich schon wieder beim Nächsten sein musste. Und weil bei uns am Betrieb Infrastruktur zur Verfügung gestanden ist, bin ich auf die Idee gekommen, selbst daheim ein Pflege- und Betreuungsangebot zu schaffen. Einzig die Oma hat noch in dem Gebäude gewohnt und auch sie wollte mehr Gesellschaft haben“, erzählt die Pflegefachkraft und Bäuerin von den Anfängen ihres alternativen Lebensraums für ältere Menschen am Gipflerhof in Guttaring am Hollersberg im Bezirk St. Veit an der Glan in der LEADER-Region Kärnten Mitte. Auf ihrem Hof blüht heute das vielfältige Leben, darunter auch vier ältere Bewohner, die auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ein neues Zuhause gefunden haben und ihren Lebensabend bereits am Morgen zu genießen scheinen.
Kennengelernt hatte sich das Ehepaar Felsberger bei der Arbeit, denn beide schlugen früh ähnliche berufliche Wege ein. Er ist heute diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger mit Zusatzausbildung für Intensivpflege und Krankenhaushygiene, sie Fachsozialbetreuerin der Altenarbeit, Pflegeassistentin, Seniorenanimateurin und Meisterin im ländlichen Betriebs- und Haushaltsmanagement. Und da sich das Motto „gleich und gleich gesellt sich gerne“ auf die beiden zutraft, heiratete Griseldis schließlich vor 22 Jahren auf den Felsberger‘schen Mutterkuhbetrieb ein, der im Laufe der Jahre unrentabel geworden war.
Kennengelernt hatte sich das Ehepaar Felsberger bei der Arbeit, denn beide schlugen früh ähnliche berufliche Wege ein. Er ist heute diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger mit Zusatzausbildung für Intensivpflege und Krankenhaushygiene, sie Fachsozialbetreuerin der Altenarbeit, Pflegeassistentin, Seniorenanimateurin und Meisterin im ländlichen Betriebs- und Haushaltsmanagement. Und da sich das Motto „gleich und gleich gesellt sich gerne“ auf die beiden zutraft, heiratete Griseldis schließlich vor 22 Jahren auf den Felsberger‘schen Mutterkuhbetrieb ein, der im Laufe der Jahre unrentabel geworden war.
Verpachtung abgewendet
„Mein Mann war schon knapp davor, Flächen zu verpachten, aber das wollte ich nicht, denn dann bräuchten wir keinen Hof mehr. Während er hier aufgewachsen ist und immer mithelfen musste, stamme ich nicht aus der Landwirtschaft. Ich bin somit neu dazugekommen und habe fast nur das Positive gesehen. Dieses Lebensgefühl, das man auf einem Bauernhof hat, würde ich nicht mehr hergeben wollen. Und weil ich so stur war, konnten wir schließlich das Verpachten abwenden – mit Hilfe mehrerer Betriebszweige. Ich bin der Überzeugung, das Beste, was Du heute machen kannst, ist, dich nicht auf nur ein Einkommensstandbein zu versteifen. Auch bei meinen Vorträgen sage ich immer: Es gibt so viele Nischen und aus einem Hof kann man so viel machen. Es wäre schade, wenn noch mehr aufhören“, ist die Bäuerin überzeugt.
Nischen hat die Kärntnerin gemeinsam mit ihrem Mann gleich mehrere gefunden und genützt. So haben die beiden die Mutterkuhhaltung 2014 auf Milchziegen umgestellt, von denen sie heute 45 Stück zusammen mit rund 100 Kitzen, 10 Jungziegen und vielen weiteren Tieren auf ihrem Hof beherbergen und die auch leichter zu betreuen sind. Die Milch wird zu allerlei Frischkäse-, Topfen- und anderen Milchprodukten verarbeitet und in zwei Selbstbedienungs-Genusshütten vermarktet. Als drittes Einkommensstandbein auf dem Gipflerhof fungieren die „Alternative Lebensräume“, ein offizielles Angebot im Bereich der Pflege- und Betreuung laut Kärntner Heimgesetz für bis zu sechs Personen mit Pflegestufe 0 bis 3. Bis vor kurzem durften die Felsbergers drei ältere Herrschaften aufnehmen, aber mittlerweile wurden noch zwei weitere Plätze bewilligt, von denen bereits einer belegt werden konnte.
Nischen hat die Kärntnerin gemeinsam mit ihrem Mann gleich mehrere gefunden und genützt. So haben die beiden die Mutterkuhhaltung 2014 auf Milchziegen umgestellt, von denen sie heute 45 Stück zusammen mit rund 100 Kitzen, 10 Jungziegen und vielen weiteren Tieren auf ihrem Hof beherbergen und die auch leichter zu betreuen sind. Die Milch wird zu allerlei Frischkäse-, Topfen- und anderen Milchprodukten verarbeitet und in zwei Selbstbedienungs-Genusshütten vermarktet. Als drittes Einkommensstandbein auf dem Gipflerhof fungieren die „Alternative Lebensräume“, ein offizielles Angebot im Bereich der Pflege- und Betreuung laut Kärntner Heimgesetz für bis zu sechs Personen mit Pflegestufe 0 bis 3. Bis vor kurzem durften die Felsbergers drei ältere Herrschaften aufnehmen, aber mittlerweile wurden noch zwei weitere Plätze bewilligt, von denen bereits einer belegt werden konnte.
Green Care-Veranstaltung als Startschuss
„Die Idee für das Angebot der „Alternative Lebensräume“ war eigentlich schon lange da und eine aufgelegte Sache, denn wir können die Betreuung und Pflege durch unsere Ausbildungen selbst abdecken. Ausschlaggebend war schließlich eine Green Care-Veranstaltung hier in Kärnten. Dann sind wir es angegangen und haben uns zuerst einmal andere alternative Lebensräume angeschaut“, so die Green Care-Bäuerin. Nach einem Besuch der Green Care-Koordinatorin und einer Mitarbeiterin der Bezirksbauernkammer ging es mit Hilfe dieser beiden Institutionen auch recht bald an ein konkretes Betriebskonzept mit Kostenaufstellung, Förderanträgen und vielem mehr.
Zwischen 70.000 und 80.000 Euro haben die Felsbergers in die notwendigen Umbauarbeiten investiert und rund 20.000 Euro als Investitionsförderung zurückbekommen. „Wir haben ein barrierefreies Bad im Erdgeschoss, ein Wohnzimmer und eine rollstuhlgerechte Durchgangsmöglichkeit in der Küche geschaffen. Auch mussten zwei Fenster erneuert und mehrere Geländer erhöht werden. Mit Feuerlöschern, Brandschutz, Fluchtwegkennzeichnung usw. hat es sich zusammengeleppert. Mir war jedenfalls wichtig, keine Krankenhausatmosphäre zu erzeugen und so haben wir den Räumen das Urige gelassen, was den Bewohnern total gefällt. Es gibt viel Holz und Heimeliges, auch wenn natürlich alle Sicherheits- und Hygienevorschriften beachtet werden“, erzählt Griseldis Felsberger.
Zwischen 70.000 und 80.000 Euro haben die Felsbergers in die notwendigen Umbauarbeiten investiert und rund 20.000 Euro als Investitionsförderung zurückbekommen. „Wir haben ein barrierefreies Bad im Erdgeschoss, ein Wohnzimmer und eine rollstuhlgerechte Durchgangsmöglichkeit in der Küche geschaffen. Auch mussten zwei Fenster erneuert und mehrere Geländer erhöht werden. Mit Feuerlöschern, Brandschutz, Fluchtwegkennzeichnung usw. hat es sich zusammengeleppert. Mir war jedenfalls wichtig, keine Krankenhausatmosphäre zu erzeugen und so haben wir den Räumen das Urige gelassen, was den Bewohnern total gefällt. Es gibt viel Holz und Heimeliges, auch wenn natürlich alle Sicherheits- und Hygienevorschriften beachtet werden“, erzählt Griseldis Felsberger.
Weiterentwicklung in jedem Alter möglich
Die vier älteren Personen, die derzeit bei ihnen wohnen, haben Pflegestufe 0 bis 3, sind zwischen 59 und 83 Jahren alt und haben alle ihren Platz auf dem Gipflerhof gefunden. „Ich finde es wichtig, sie in verschiedene Tätigkeiten einzubinden, damit sie sich nicht den ganzen Tag langweilen und im Bett liegen. Sie brauchen vielmehr eine Struktur und ein paar Aufgaben. Der erste Bewohner etwa versorgt gerne die Tiere, der zweite liebt das Geistige, schreibt mir Einkaufzettel und recherchiert im Internet, der dritte holt gerne die Zeitung und macht Spanholz zum Anzünden und die vierte lernen wir gerade genauer kennen. Bei uns kann jeder tun, was zu ihm passt und er gerne macht. Es gibt immer Action und Abwechslung“, freut mich die Betreuerin. „Ich habe mehr Zeit für die einzelnen Bewohner, kann individuell auf ihre Bedürfnisse eingehen und mich nach ihrem aktuellen Wohlbefinden richten. Allein schon die Tiere, die Einbindung in unsere Familie und die Wertschätzung tun ihnen gut. Es ist wichtig, ihnen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und nicht alles für sie zu erledigen, sonst werden sie träge“, so Felsberger, die auch gerne mit den Bewohnern musiziert, Spiele spielt und sie zum Garteln motiviert. „Unser Motto ist: Behandle andere so, wie Du selbst behandelt werden möchtest. Und bei uns kann sich jeder Mensch noch ein wenig weiterentwickeln. Jedes Alter ist ja noch eine Entwicklung, diese ist nie abgeschlossen – bis zum Schluss, das ist wichtig.“
Wer sich mit der Green Care-Bäuerin unterhält, merkt, mit welch großem Engagement sie ihre Bewohner unterstützt und wie sehr es sie freut, dass diese den Gipfelhof als ihr Zuhause bezeichnen. Klar ist aber auch, dass es ein herausfordernder Weg bis dahin war. „Der Anfang, bis alle Genehmigungen da sind, ist schon eine ordentliche Hürde. Durch unsere Pionierrolle mussten wir auch auf vieles erst selber draufkommen, da gibt’s kein abrufbares Konzept. Und auch bei der Verrechnung dauert es, bis man da reinkommt. Insgesamt ist es wichtig, Selbstbewusstsein zu haben, um entsprechend auftreten zu können. Du musst Respekt und Wertschätzung für ältere Menschen mitbringen und das notwendige Knowhow. Wenn ich mich in der Pflege nicht ausgekannt hätte, dann hätte ich mich das nicht getraut. Es ist gut, wenn man die Kontrolle behalten kann“, unterstreicht die Kärntnerin, die auch sehr froh ist, vom Bürgermeister und seinem Team sowie diversen Green Care-, LK- und Landesmitarbeitern beim Aufbau ihres alternativen Lebensraums unterstützt worden zu sein. Die Verrechnung läuft über das Land Kärnten.
Wer sich mit der Green Care-Bäuerin unterhält, merkt, mit welch großem Engagement sie ihre Bewohner unterstützt und wie sehr es sie freut, dass diese den Gipfelhof als ihr Zuhause bezeichnen. Klar ist aber auch, dass es ein herausfordernder Weg bis dahin war. „Der Anfang, bis alle Genehmigungen da sind, ist schon eine ordentliche Hürde. Durch unsere Pionierrolle mussten wir auch auf vieles erst selber draufkommen, da gibt’s kein abrufbares Konzept. Und auch bei der Verrechnung dauert es, bis man da reinkommt. Insgesamt ist es wichtig, Selbstbewusstsein zu haben, um entsprechend auftreten zu können. Du musst Respekt und Wertschätzung für ältere Menschen mitbringen und das notwendige Knowhow. Wenn ich mich in der Pflege nicht ausgekannt hätte, dann hätte ich mich das nicht getraut. Es ist gut, wenn man die Kontrolle behalten kann“, unterstreicht die Kärntnerin, die auch sehr froh ist, vom Bürgermeister und seinem Team sowie diversen Green Care-, LK- und Landesmitarbeitern beim Aufbau ihres alternativen Lebensraums unterstützt worden zu sein. Die Verrechnung läuft über das Land Kärnten.
Zusätzliche Vorteile durch Green Care
„Mittlerweile rechnet es sich für uns – auch in Kombination mit den anderen Betriebszweigen. Es kommt immer darauf an, welche Leute wir am Hof haben und wie sehr sie uns beanspruchen. Am Anfang waren wir noch ohne Plan, haben jeden Interessenten genommen und hatten dadurch einiges an Wechsel. Heute schauen wir uns die Arztbriefe genau an und laden die Leute zu einem Gespräch ein. Und wenn jetzt schon vier da sind und bald eine weitere dazukommt, dann müssen sie auch zusammenpassen“, sagt Griseldis Felsberger.
Für die Teilnahme an Green Care – Wo Menschen aufblühen hat sie sich ganz bewusst entschieden. „Mit der Marke Green Care sticht man noch mehr heraus und unser Angebot wird zusätzlich aufgewertet. Wir wollten die Zertifizierung unbedingt machen. Du bist österreichweit gelistet, wirst besser gesehen, gehörst noch mehr zur Landwirtschaft und kannst Dich besser vernetzen. Die Leute vom Verein Green Care Österreich sind außerdem ein Hit, tolle Ansprechpartner und machen super Werbung für uns“, so die Green Care-Bäuerin.
Für die Teilnahme an Green Care – Wo Menschen aufblühen hat sie sich ganz bewusst entschieden. „Mit der Marke Green Care sticht man noch mehr heraus und unser Angebot wird zusätzlich aufgewertet. Wir wollten die Zertifizierung unbedingt machen. Du bist österreichweit gelistet, wirst besser gesehen, gehörst noch mehr zur Landwirtschaft und kannst Dich besser vernetzen. Die Leute vom Verein Green Care Österreich sind außerdem ein Hit, tolle Ansprechpartner und machen super Werbung für uns“, so die Green Care-Bäuerin.
Gut informieren, sich etwas (zu)trauen
Was sie potenziellen Green Care-Bäuerinnen und Bauern rät, die sich für Altenbetreuung am Hof interessieren? „Zuerst Informationen sammeln, andere Betriebe anschauen und nicht abschrecken lassen, sondern ruhig auch etwas trauen, wenn man selbst voll dahinter steht. Ich gebe auch gerne mein Wissen weiter und helfe, wenn ich kann. Solche kleinstrukturierten Angebote sind die Zukunft, wir haben viele Anfragen! Ich halte mich auch immer gerne an das Motto von Marlon Brando: ‚Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemandem überholt werden.“ (Schluss)
Green Care verstärkt wohnortnahe Angebote für ältere Menschen
Im Rahmen von Green Care – Wo Menschen aufblühen werden aktive land- und forstwirtschaftliche Betriebe in enger Zusammenarbeit mit Sozialträgern und Institutionen zu wertvollen Lebens-, Bildungs-, Arbeits-, Gesundheits- und Wohlfühlorten. Je nach Dienstleistungsangebot finden Kinder, Menschen mit Behinderung oder ältere Personen naturnahe Betreuungs- und Beschäftigungsangebote vor und können das Bauernhofleben hautnah in ihrer Region kennenlernen. Burnoutgefährdete Menschen erhalten die Möglichkeit, in ein gesünderes, entstresstes Leben zurückzufinden und vieles mehr. Da kleinstrukturierte Kinder- und Altenbetreuungsangebote in Wohnortnähe eine immer größere Bedeutung bekommen, ist der Verein Green Care Österreich bestrebt, diese Bereiche gemeinsam mit Partnern wie LEADER oder dem Österreichische Gemeindebund gezielt zu verstärken. Die Angebote reichen von Betreuungsnachmittagen, die auch zur Entlastung der Angehörigen dienen, bis zu anerkannten Betreuungsangeboten am Bauernhof, wie im Falle des Gipflerhofs. Sollten Sie Interesse haben, selbst Green Care-Bäuerin oder -Bauer zu werden, wenden Sie sich bitte an den Verein Green Care Österreich: https://www.greencare-oe.at/
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift ‚Unser Hof‘ entstanden.